In der Fronleichnamswoche von Samstag 21.Mai bis Samstag 28.Mai 2016 fand der zweite meer präsenz Insider-Törn statt. Wieder hatten wir jede Menge Spaß und neue Erkenntnisse zum Ablauf.
Die sechs Segeltage führten uns von unserem Ausgangspunkt in der ACI Marina Trogir (Kroatien) nach Split und hinaus auf die Inseln Solta, Hvar und Veli Drvenik. Die folgende Abbildung zeigt den Törnverlauf. Zweimal haben wir Delfine gesichtet, gekennzeichnet durch die blauen Kreuze.
Samstag – Dieses mal zu fünft
Auf der „Pagomo Vio“, einem Katamaran des Typs „Lavezzi 40“ ist auch für fünf Leute jede Menge Platz. Eine Teilnehmerin hat leider kurzfristig absagen müssen.
Zunächst wird wieder eingekauft in Trogir, und dieses Mal sind es die leckersten Tomaten aller Zeiten. Und „Medizin“ ist auch dabei. Die wird erst einmal ausgiebig probiert, bevor wir uns zum Abendessen im Camerlengo aufmachen.
Und es ist Pokalfinale. Bayern gegen Dortmund. In Trogir’s Kneipen hat es jedoch wenig Fernseher, und gar keinen, auf dem das Spiel übertragen wird … Also geht es wieder zurück in die Marina. Hier hat man mehr Verständnis. Alle Anwesenden sind für Dortmund … und die Bayern gewinnen im Elfmeterschießen. Darauf eine Medizin!
Sonntag – von Trogir nach Solta/Necujam
Um 0800 heißt es „aufstehen“, aber alle sind eh schon wach. Die Sonne scheint und es weht ein leichter Wind, der zum Segeln reichen sollte. Wir frühstücken leckere Croissants und räumen auf. Wir haben es nicht eilig. Wie letztes Jahr ist das erste Ziel Solta Necujam. Wir können uns also Zeit nehmen für die Segel- und Sicherheitseinweisung.
1130 laufen wir aus. Bei halbem bis raumem Wind 5-10kn segeln wir schön mit 3-6 kn Fahrt in einem Schlag nach Solta Necujam, wo wir 1330 ankommen. Wir machen einen Imbiss mit Brot und Tomaten – den wirklich unglaublich leckeren Tomaten. Es wird gebadet. Ansonsten ist Schweigen angesagt.
Nachmittags nehmen wir uns den Anker dann noch mal vor. Über Nacht soll der Wind stark von E auffrischen. Also legen wir den Anker nach E und lassen die gesamte Kette raus, um für die Nacht sicher zu sein. Nun hält er dem Rückwärtsgas einigermaßen Stand. Das Großsegel setzen wir vorsorglich schon mal auf Reff2 und packen es wieder ein.
Abends gibt es Spaghetti mit Tomaten- Gurken-Gemüse und Blattsalat. Köstlich. Dann folgt Gestaltarbeit. Und ein sensationeller Mondaufgang über der Bucht.
Montag – von Necujam nach Split zur Carmen
Um 0700 stehen wir auf. Monika leitet eine Atemmeditation an. Nach dem Frühstück und dem Aufräumen ist der Ostwind bereits ziemlich knackig. Wir lichten den Anker und setzen das Groß, so wie vorbereitet, in Reff2 und nehmen Kurs auf Split. Heute steht nämlich Balletttheater auf dem Programm. Carmen.
Nach dem Verlassen von Necujam haben wir konstant um die 20kn ESE, manchmal etwas mehr. Das kachelt schön, so dass wir wunderbar in einem Schlag bei voller Geschwindigkeit die 13sm nach Split hinübersegeln. Einmal sehen wir sogar eine 9 auf dem Tacho. Vor dem Hafen von Split bläst es scheinbar noch etwas heftiger, jedenfalls türmen sich immer höhere Wellen auf, so dass wir froh sind, ins ruhigere Fahrwasser des Hafenbereichs einzulaufen.
Man beschließt, heute abend im Restaurant „Adriatic“ direkt über der Marina zu essen. Vorher kann jeder nochmal ausgiebig duschen und dann einen achtsamen Spaziergang im Schweigen durch Split machen. 1700 Treffpunkt am Boot, dann ins Restaurant. Es bläst gewaltig, und über die Hafenmauer schlägt die Gicht. Ein anderer Skipper wird später sogar von 40kn Wind weiter südlich bei Sveti Klement berichten.
Als wir die Stufen zum Restaurant erklimmen, hat der Wind noch nicht nachgelassen. Dafür ziehen aber nun dunkle Wolken auf, bereits für den Abend ist Regen angesagt. Wir werden sehen. Das Essen ist ganz ok … aber ziemlich teuer. Insgesamt ist dieses Restaurant eher ein Streichergebnis. Bis auf den Meerblick.
Wir brechen auf und laufen am Meer entlang Richtung Theater, ein gelber, schön restaurierter Bau aus dem Jahr 1893. Wir dürfen in die königliche Loge. Beste Plätze im rot ausgekleideten Innenraum. Es folgt der Bolero mit knapp 20 Minuten und nach einer Umbaupause dann eine knappe Stunde Carmen. Die Musik kommt zwar vom Band, aber die Tanzperformance ist vom Feinsten. Am Schluss gibt es den langen und verdienten Applaus.
In die Innenstadt von Split zieht es uns nun nicht mehr. Es ist etwas kühl und windig, und wir sind müde. Immerhin regnet es noch nicht, so gehen wir zurück zum Boot. Nachdem zeitweise der Wind völlig nachgelassen hat, hört man auf einmal ein Geräusch wie von einem Zug lauter werdend auf die Marina zurollen. Das ist aber kein Zug, das ist eine Monster-Bö, wie aus dem Nichts. Wir sind sehr beeindruckt.
Wir legen das Boot also noch gute zwei Meter weiter weg vom Steg und liegen somit sicher für die Nacht. Es fängt nun auch an, zeitweise heftig zu regnen. Wir schlafen gut.
Dienstag – von Split nach Stari Grad
Heute ist Pilates als Morgenprogramm angesagt. Allerdings können wir nur ein Schnellprogramm von 10 Minuten hinlegen bis es erneut anfängt, zu regnen.
Die ACI Marina Split ruft, trotz des versprochenen Discounts von 20% für Pitter Kunden, 717,60 Kuna (statt „regulär 897,00“) für die Nacht auf. Das kommt uns sehr teuer vor. Egal, davon lassen wir uns die gute Laune nur ganz kurz verderben. Meerpräsenz findet im „Hier und jetzt“ statt. Da ist Ärger über Abzocke in der Marina eher eine willkommene Übung. Und es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. Frühstück im leichten Regen, Aufräumen und Auslaufen unter Motor, den dunklen Wolken entgegen. Die Gewitter sind allerdings vorbei. Für den Nachmittag ist wieder Sonne vorhergesagt.
Gut verpackt und schweigsam fahren wir unter Motor bei zeitweise starkem Regen nach Süden zur Durchfahrt zwischen Brac und Solta. Unser Ziel ist Stari Grad auf der Insel Hvar. Einmal wird das Schweigen gebrochen. Und das zu Recht. Die ersten Delfine! Eine Dreiergruppe.
Kurz darauf wird das Wetter auch wieder besser, und es besteht Hoffnung auf Sonne ohne Regen. Segel setzen wir nicht, da auch nach der Durchfahrt und einer Kursänderung nach SE Richtung Stari Grad der Wind zu vorlich bleibt.
Als wir in Stari Grad ankommen, scheint wieder die Sonne. Hier hat es eine neue, schicke, lange Hafenmauer auf der Südseite mit Mooringleinen, Strom und Wasser. Und auf der Nordseite entsteht noch einmal das Gleiche, die Bauarbeiten sind in vollem Gange, wie man am Presslufthammer hören kann. Auch auf der Südseite wird noch fleißig gebaut, und zwar an den Sanitäranlagen, auf die man zur Zeit noch verzichten muss. Trotzdem wird „45 Kuna pro Meter“ aufgerufen – das finde ich erneut richtig happig.
Aber die Stadt ist schön und wir wollen hier bleiben. Zum Abendessen soll es Fisch geben. Es heißt, man bekäme ihn am Fähranleger, ca. 2km außerhalb südlich die Bucht entlang. Wir sagen erneut „achtsamen Spaziergang“ an und wollen gegen 1800 essen. Zum Fähranleger ist es ein wunderschöner Weg am Wasser entlang und ein wenig durch den Wald, der noch duftet vom Regen. Am Fähranleger liegt der „Tommy“ Supermarkt mit einer Fischtheke, aus der ich die letzten beiden Wolfsbarsche sowie zwei Doraden kaufe. Alles bestens. Nachdem ich die Fische abgeliefert habe, laufe ich noch auf die andere Seite hinauf zum Gipfelkreuz des Glavica auf 111m Höhe und genieße die wunderbare Sonne und Aussicht.
Nach und nach kommen alle von ihren Spaziergängen zurück. Und plötzlich stehen zwei 2l-Flaschen Löwenbräu auf dem Tisch. Und in Plastikflaschen gezapfter Wein aus der Vinothek, die sich in direkter Nähe des Bootes befindet. Sogar eine Nachfüllflasche für die „Medizin“ wurde besorgt. Damit ist es endgültig vorbei mit der Abstinenz. Das Bier zischt mächtig und der Wein mundet. Immer wieder kommt auch die „Medizin“ dazu. Kein Wunder, dass sich das Abendessen „etwas verzögert“ … aber das Warten lohnt sich. Es gibt die Fische gebraten in Olivenöl mit Rosmarin und Knoblauch im Bauch, dazu köstliche Polenta und leckeren Mangold. Die Gestaltarbeit fällt heute aus, zugunsten einer fortgesetzten „Weinprobe“ und „Medikamenteneinnahme“.
Die Kälte treibt uns schließlich in die Kabine. Tatsächlich wird das Thermometer heute Nacht auf knappe 10°C sinken. Da kann man selbst im Bett noch frieren. Glücklicherweise wird das die einzige kalte Nacht bleiben.
Mittwoch – von Stari Grad zur Bucht „Luka Tiha“
Der sonnige Tag beginnt mit leichtem Wind von W und Yoga am Steg.
Nach dem Frühstück ist nochmal Stari Grad angesagt. Einkaufen, Spazieren, und der Skipper braucht einen Haarschnitt. Vom coolsten Friseur aller Zeiten. Erstmal warte ich eine halbe Stunde vor dem offenen und verlassenen „Frizer“ Laden. Dann kommt er. Groß, hager, bestimmt Mitte Siebzig, Zigarette. „Haareschneiden? Ok, da hin setzen.“ Er schneidet gekonnt und sorgfältig, am Schluss bin ich sehr zufrieden, zumal es nur 50kn kostet. Ich halte ihm 200 hin, aber er kann nicht wechseln. Ich gehe also wechseln, und komme erst nach einer ganzen Weile wieder, das scheint ihn überhaupt nicht zu stören … seelenruhig schneidet er dem Nächsten die Haare, bedankt sich kurz und macht weiter. Cool.
Ich bezahle die Liegegebühr, das sind 627 kn pro Nacht. Ohne Dusche und Klo. Unverschämt! Atmen … weiterüben … alles gut. Die Crew findet sich wieder ein. Los geht’s … mittlerweile weht frischer Westwind. Bei 10-15kn WNW kreuzen wir mit ausgerefftem Segel auf. Die Crew genießt die Action. Wenden und Halsen am Wind.
Draußen vor der Bucht können wir einen schönen langen Schlag bei halbem Wind quer segeln . In die Bucht zurück geht es dann mit Halsen vor dem Wind. Und wir biegen nach Backbord in die Luka Tiha ein. Die Bucht ist so klar, dass man bei 4m Wassertiefe locker auf den Grund sehen kann. Fische gibt es jede Menge und die Vögel singen ein vielstimmiges Lied aus den umliegenden Kiefernwäldern. Ein Traum!
Wir liegen stabil mit dem Bug zum Wind und können den Nachmittag schweigend genießen. Schaut man aufs Wasser, dann fühlt man sich, als habe man in einem Fluss geankert. Zum Abendessen gibt es köstliche Rosmarinkartoffeln mit wunderbarem Tomaten-Zucchini-Gemüse und verschiedenen würzigen Bratwürsten. Liegegebühr wird auch kassiert. Es kommt extra einer mit dem Boot vorbei. Über 225 kn wollen wir uns aber mal nicht beklagen.
Die abendliche Gestaltarbeit klingt aus mit der neuen Flasche „grüner Medizin“ und dem restlichen Wein aus der Vinothek. Als wir ins Bett gehen, ist die Medizinflasche schon wieder leer. Die Nacht ist wunderbar ruhig. Selbst der Wind lässt nach.
Donnerstag – von Luka Tiha nach Drvenik Veliki
Der Tag beginnt windstill mit strahlendem Sonnenschein. Wir springen ins herrlich kalte Wasser, noch vor der „Meditation des Raumes“. Das Frühstück nehmen wir in der Sonne ein, bevor noch einmal baden gehen, so schön ist es. Dann sitzen wir auf dem Bugnetz und schweigen lange. Kurz vor 1100 kommt Wind auf. Das ist das Zeichen zum Aufbruch. An Bord lassen sich auch immer mehr eindrucksvolle Insekten nieder.
Für heute haben wir uns den mit Abstand längsten Schlag vorgenommen. Erneut kreuzen wir bei 13 kn Wind aus WNW aus der Bucht von Stari Grad hinaus und weiter südlich an Solta entlang. Der Wind frischt bis auf 16kn auf und es macht wieder großen Spaß. Unser Ziel ist die Insel Veli Drvenik, genauer gesagt die Kaimauer von Drvenik Veliki. Dort könnte, so suggeriert es die Karte, der Wunsch der Crew in Erfüllung gehen, geschützt zu liegen und trotzdem die Sonne über dem Meer untergehen zu sehen. Wir werden sehen, ob das klappt. Gegen 1630, immer noch südlich von Solta, beschließen wir, den Motor anzuwerfen. Wir wollen nun doch mal irgendwann in Drvenik Veliki ankommen. Als wir westlich um Solta herum fahren, werden zum zweiten Mal Delfine gesichtet. In entspannter Motorfahrt runden wir nordöstlich die Insel Veli Drvenik und biegen in die Bucht von Drevink Veliki ein. Aber: schnell wird klar, dass der Plan „Sonnenuntergang über dem Meer“ nicht ganz aufgeht, weil die Bucht sich nicht weit genug nördlich öffnet.
Fast hätte es geklappt, aber nur fast. Das macht aber gar nichts. Wir bekommen am äußersten Ende der Kaimauer den letzten Liegeplatz. Und können mit dem Heck nach Westen, aber trotzdem geschützt liegend in die Sonne schauen. Sensationell. Ein echter Geheimtipp.
Wir zahlen 220 kn, „Sonderpreis“. Veli Drvenik ist eine wunderbare, ruhige Insel. Es gibt die Hafenmauer mit Platz für ca. 10-12 Boote. Außerdem einen Fähranleger, einen Bäcker und einen kleinen Gemischtwarenmarkt. Die ganze Insel duftet nach Kräutern und strahlt eine verwunschene Ruhe aus. Es wird aus den Resten eine wunderbare Tomaten- Würstel – Gemüse Soße zu Spaghetti gezaubert. Und am Abend gibt es Gestaltarbeit. Danach ist die Medizin schon wieder leer. Die Nacht wird wunderbar ruhig.
Freitag – von Drvenik Veliki zurück nach Trogir
Um 0600 wird man bereits von strahlendem Sonneschein begrüßt. Ich laufe bis zur gegenüberliegenden Seite auf den Berg zur Kapelle Sveti Nikola. Auf dem Rückweg nehme ich Brot mit. Um 0700 gibt es 4×5 Minuten „auf den Atem achten“, mit zwischenzeitlichem Gong, der einen von seinen Gedanken auf den Atem zurück holt.
Beim Frühstück wird die Tank-Taktik besprochen, und zwar ERST zu tanken und DANN zu baden. Das nimmt einem den Stress zum Preis eines kleinen Umwegs. Für 0900 haben wir uns das Ablegen vorgenommen. Wir motoren in Richtung der neuen großen Tanke auf der Marina „Seget“. Dort sind alle Plätze frei. 7,5l auf die Stunde für 2 Motoren, das ist ganz OK.
Wir fahren zurück um Okrug herum nach Sveti Fumija zum Baden. Dort gibt es Käse- und Apfelkuchen (es hatte in Drvenik keine Tomaten gegeben). Man dreht das legendäre Haivideo. Ein Riesen Spaß.
Unter Motor fahren wir nun wieder zurück zur Marina Trogir. Der Checkout läuft diesmal ohne Probleme und Beanstandungen. Wir kommen nach dem Duschen zunächst wieder in einer Runde zusammen, um die Woche abzuschließen. Ich lasse die Crew anhand meiner Notizen die Woche noch einmal Revue passieren. Die Crew gibt wertvolles Feedback. Eine wunderbare Meerpräsenz-Woche geht zu Ende. Vielen Dank an alle, die dabei waren.
Da es bereits seit Tagen mit der Abstinenz nicht mehr weit her ist, besteht nun auch kein weiterer Anlass zu besonderen Ausschweifungen. Wir haben Hunger, und wollen wieder beim Camerlengo essen. Die sind dort wirklich total auf Zack und haben, trotz der beachtlichen Gästezahl, alles voll im Griff. Es gibt Miesmuscheln, Oktopussalat, Fisch-Carpaccio und frittierte Calamari als Vorspeise, alle ein Traum.
Aber natürlich können wir nicht ins Bett gehen, ohne uns in der Marina Bar noch eine „Medizin“ abzuholen. Es werden sogar zwei daraus.
Samstag – Heimkehr
Wir haben noch Zeit, im Marina Restaurant ein Frühstück einzunehmen … nun ja, teils verdient es den Namen nicht. Zumindest die mit dem „Classic“ servierten „Home Fries“ sind kalt und unterirdisch schlecht. Ist das schlimm? Nein – allen ist das wurscht.
Das Taxi kommt pünktlich und im Boarding Raum des Flughafens sitzen wir auf der Fensterbank und schauen Bilder und Haivideos.
Was haben wir gelacht!